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Vegane Nagellacke – Farben Full Of L(U)CK?

Marie Kraft

Farben machen gute Laune, Farben machen glücklich. Erst recht wenn sie auf den eigenen Nägeln glänzen und strahlen, das erhellt doch das Gemüt, oder? 

Doch das mit dem Nagellack ist so eine Sache. Bei so manchem geöffneten Fläschchen sticht uns der Geruch direkt messerscharf in die Nase und der Gedanke, dass das doch nicht gesund sein kann, sollte spätestens bei dem zweiten Schnuppern im Kopf bleiben. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich hat der Lack für die Nägel seine Ursprünge auch beim Lack für Autos. Doch bestehen unsere Fingernägel nicht aus Metall oder anderen undurchlässigen Materialien, denen es gerade zu egal ist, was auf ihnen landet. Unsere Nagel-Hornplättchen sind nicht so robust wie sie aussehen. Durch das Nagelbett können Schadstoffe in den Körper gelangen und dort ihren Schaden anrichten. Öko-Test identifizierte 2017 mehrere Inhaltsstoffe in herkömmlichen Nagellack, die als sehr gesundheitsschädlich einzustufen sind: Darunter zum Beispiel Lösungsmittel, Formaldehyde und Weichmacher wie Nitrosamine. Hersteller sind daher gefordert, Alternativen zu finden und Nagellacke frei von bedenklichen Inhaltsstoffen zu produzieren. In zertifizierter Naturkosmetik funktioniert dies bereits. Doch bleibt ein weiteres Problem.

Gibts das auch tierleidfrei? 

Vegan lebende Menschen ziehen ihre Grenzen meist nicht einfach hinter dem Verzicht von Fleisch, Milchprodukten, Ei & co. Veganismus kann auf alle Lebensbereiche ausgeweitet werden und ist daher auch in Themen wie Kosmetik und Mode zu berücksichtigen. Im Konkreten bedeutet das: Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs sind ein No-Go, auch im Nagellack. Nun sind einige Hersteller doch tatsächlich auf den Einsatz tierischer Bestandteile umgestiegen und nutzen beispielsweise Schildläuse oder Fischschuppen in ihren Rezepturen. Für das rot-rosa färbende Karmin, auch als “Cochenille“ oder „CI 75470” identifizierbar, werden die Schildläuse zu Tausenden zerquetscht. Auch der beliebte Schimmereffekt im Lack wird oftmals durch Guanin, also Fischschuppen, gewonnen. Doch es gibt Alternativen! Wie Du sicher sein kannst, dass dein Nagellack weder besonders schädliche Inhaltsstoffe, noch tierische Bestandteile enthält, erkennst Du an den “Free”-Kennzeichnungen.

Lack of 15 – Diese 15 Inhaltsstoffe dürfen gerne fehlen

Aufgrund der genannten Missstände geht der Trend immer mehr zu den so genannten “Free”-Kennzeichnungen. Diese zeigen an, dass bei der Herstellung auf die häufigsten verwendeten, schädlichen Inhaltsstoffe verzichtet wurde. Beginnend mit “3-Free” fehlen meist Phthalate, Formaldehyd und Toluol, bei “4-Free” bzw. “5-Free” wird auf Campher, Formaldehyd-Harze bzw. Kolophonium verzichtet. Ab “7-Free” dürfen wir von veganen Lacken ausgehen. 

Die Nagellacke des Beauty-Labels Kia Charlotta sind sogar mit “15-Free” ausgezeichnet und deklarieren damit eine Rezeptur ohne jegliche Spuren von folgenden Stoffen: Phthalate (inkl. Dibutylphthalat (DBP), Diethylhexylphthalat (DEHP)), Toluol (auch: Methylbenzol), Xylol, Kampfer, Formaldehyd, Formaldehydharz, Ethyltosylamide, Styrene/Acrylates Copolymer, Triphenylphosphat, Kolophonium, Halogenorganische Verbindungen (AOX), Parabene, Silikon, Duftstoffe, Tierische Inhaltsstoffe. 

Der Test mit den veganen Nagellacken von Kia Charlotta

Das Münchner Naturkosmetik-Unternehmen Kia Charlotta produziert Lacke, die offiziell als vegan (The Vegan Society), cruelty-free (PETA), sowie 15-Free zertifiziert sind. Die Nagellacke werden dabei in Deutschland produziert und das Unternehmen ist Teil der “Fairness-im-Handel”-Initiative. Wir von greenality (genau genommen das Marketing-Duo Maya & Marie) durften uns zwei Farben aus der neuen Spring-Summer-Kollektion von Kia Charlotta aussuchen und eine Woche lang testen. Wir entscheiden uns für den lavendelfarbenen “Inhale Exhale” und den karamellfarbenen “You Do You”. 

1. Das Versprechen

Neben den bereits erwähnten Zertifizierungen sind die Lacke zudem zu 100% auf pflanzlicher Lösungsmittelbasis und sind frei von Styrene/Acrylates Copolymer, der flüssigen Form von Mikroplastik. Zudem sind die Lacke mit bis zu 87% natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt und kommen damit sehr nah an einen “umweltfreundlichen” Lack, wobei es Dir bewusst sein muss, das 100% Nachhaltigkeit bei Nagellack letztendlich nie ganz erreicht werden kann, auch nicht bei vergleichbaren Marken. Im Beschreibungstext wird empfohlen zuerst einen Unterlack aufzutragen. Mit den darauffolgenden zwei Schichten der Farbe sowie mit einem zusätzlichen Überlack soll der Nagellack 4-7 Tage ohne zu splittern halten. 

2. Die Größe

Beim Auspacken des Lackes fällt an erster Stelle auf, dass das Glasfläschchen deutlich kleiner ist, als man das von konventionellen Nagellacken gewöhnt ist. Das ist jedoch nicht als etwas Negatives zu bewerten, denn bereits bei der Bestellung weist Kia Charlotta darauf hin, dass die Fläschchen die “optimale” Menge von 5 ml umfassen und so unnötiger Nagellackabfall vermieden werden kann. Auch uns erscheint das sinnvoll: Wann hat man schon mal ein (größeres) Fläschchen Nagellack leer gemacht? Besser also Aufbrauchen als über haben.

3. Das Auftragen

Die Nägel sind gefeilt, gesäubert und – zwar ohne Unterlack – bereit für Farbe. Der Geruch der Lacke ist sehr viel angenehmer als erwartet. Das giftige Stechen in der Nase bleibt aus. Beide Lacke lassen sich angenehm flüssig und sanft auf dem Nagel verteilen. Besser nicht zu viel Farbe zu Beginn nehmen, sondern erst einmal eine stabile erste Schicht auftragen. Nach der ersten Schicht sieht man bei beiden noch deutlich die Farbe des natürlichen Nagels durch den Lack durch, eine 100%-ige Deckkraft ist hier also noch nicht gegeben. Deshalb heißt es nun warten. Der flieder- wie auch der karamellfarbene Nagellack trocknet sehr schnell, ich persönlich mache dennoch bei einem Finger den Fehler und beginne mit der zweiten Schicht zu früh, weswegen sich Klumpen bilden. Ein kleines bisschen mehr Geduld ist daher schon gefragt. Bringt man diese mit, gelingt eine zweite Schicht reibungslos, glatt und gleichmäßig – nun kann auch kein Nagel mehr durch die Farbe erkannt werden. Unser erster Eindruck ist sehr positiv, die Farben sind wie im Onlineshop dargestellt und sehen sehr hochwertig aus. Eigentlich wäre nun noch eine Schicht mit einem Überlack empfehlenswert. Da wir aber wissen wollen, was die Farbe allein kann, lassen wir diesen Schritt aus. 

4. Der Praxis-Check

Das bekannte Gefühl von frisch lackierten Nägeln: Nur keine falsche Bewegung jetzt! Zwar ist der Lack gut getrocknet und wahrscheinlich auch einsatzbereit, doch auf akribisches Händewaschen verzichten wir die erste Stunde. Die nächsten Tage sind vollgepackt mit normalem Alltag von Kochen, Wäsche machen, Putzen und Home Office. Über das Wochenende wage ich mich auch an Gartenarbeit und Tierpflege. 

5. Das Fazit

Trotz fehlendem Überlack hält der Nagellack sehr gut an und splittert an keiner Stelle. Der Praxis-Check Home Office und Haushalt übersteht er sehr gut und sieht nach wie vor top auf den Nägeln aus. Erst der Praxis-Check in Sachen Gartenarbeit und Tierpflege zwingt die Beständigkeit in die Knie. Der Lack splittert an den Nagelspitzen ab, vor allem an den drei mittleren Fingern. Dafür, dass ich allerdings keine Berührung gescheut habe und viel mit meinen Händen gearbeitet habe, muss man den Nagellack doch loben, denn dass er trotzdem noch so hält, hätte ich nicht erwartet. Der Lack ist deutlich robuster, als man das zu Beginn von einem “15-free” und veganen Nagellack wohl erwartet hätte. Unser Fazit: sehr gut!

6. Kritik?

Der einzige Moment, bei dem wir kurz innehalten, ist das Ergebnis des Scans mit Codecheck. Beide Lacke zeigen den “bedenklichen” Inhaltsstoff Nitrocellulose, dessen mögliche Bildung von Nitrosaminen als krebserregend gelten. Der karamellfarbene enthält zudem Acid Yellow 23, dessen “sehr bedenklichen” Einsatz in der EU auf geringe Mengen beschränkt ist. Im Kia Charlotta Onlineshop findet man sehr einfach eine Liste der Inhaltsstoffe und dazugehörige Erklärungen, warum diese im Nagellack enthalten sind. So finden wir auch ohne lange zu suchen eine Erklärung zu den von Codecheck bemängelten Inhaltsstoffen: Nitrocellulose sei für die Festigung und Härtung sehr wichtig und sei im Vergleich der verwandten Stoffe eines der sichersten und qualitativ hochwertigsten filmbildenden Polymere. Dies betrifft auch den Acid Yellow 23, der ebenfalls für die Härtung und Langlebigkeit zuständig sei. Auf unsere Rückfrage hin teilte uns das Team mit, dass die Streichung von Acid Yellow 23 für die zukünftigen Kollektionen beschlossen wurde. Finden wir super! Außerdem erhielten wir die Information, dass die Checkliste auf Codecheck (anders als die offizielle Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (INCI)) nicht die Konzentration der Pigmente im Nagellack berücksichtige. So werden Pigmente wie z.B. der rote Farbstoff CI 15880 oder Nitrocellulose als bedenklich eingestuft und markiert, allerdings seien diese nur zu maximal 2% im gesamten Nagellack enthalten. Ob man die anderen Punkte in Kauf nimmt, muss letztendlich jede*r Konsument*in selbst entscheiden. Wir mochten die Lacke von Kia Charlotta sehr und haben uns gefreut, die veganen Nagellacke ausprobieren zu dürfen.

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Foto-Credits:
  • © Maya/greenality